Offhandopera - !OHO!

Was ist eine Offhandopera

Die Offhandopera, abgekürzt !OHO!, ist ein Musiktheaterformat auf der Basis musikalischer und stimmlicher Improvisation, das ich entwickelt habe und deren Aufführungen ich als Dirigent leite. Eine !OHO! wird aus dem Moment, adhoc und (meist) ohne Proben aufgeführt. In jeder !OHO! vertonen (singen, sprechen, musizieren) Musiker-Innen und Sängerinnen ein speziell geschriebenes Libretto ohne eine Kompositionsvorlage unter der Leitung eines improvisierenden Dirigenten.

Diese besonderen Bedingungen machen die !OHO! interessant und attraktiv: Sie stellt ein Werk als flüchtige und nicht zu wiederholende Aktion vor; dieses Verfahren als funktionierende Strategie und gewisse kulturelle Provokation ist auch die Vision eines besonderen Musiktheaters, das kein vorgegebenes Klang-Material und keine strenge Stilistik zeigt, sondern von der Multistilistik der künstlerischen Klangwelten der Beteiligten entsteht.

Für wen ist sie interessant?

Für mitwirkende MusikerInnen und Sängerinnen ist das Format interessant, weil der Fokus auf der eigenen Originalität und der kollektiven Kreation liegt. Hier finden sich MusikerInnen nicht in der interpretierenden Rolle, sondern finden sich zu einer (Kunst-) Gemeinschaft, die eine besondere Expressivität und Dramatik, aber auch Komik und Spaß vermitteln können. Für Zuhörer und Zuschauer ist das Format attraktiv, weil neben dem Inhalt (d.i. der poetische Text oder eine Handlung) auch das improvisatorische Erfinden und Erarbeiten der jeweiligen Oper als Performance präsentiert wird.

Ramsauer. Exploratorium Berlin

Wie funktioniert eine !OHO!, wie können wir uns das vorstellen?

Ein Musiktheater-Format auf der Basis von musikalischer und vokaler Improvisation und einem Libretto.

  • Kann als adhoc-Veranstaltung durchführt werden
    (offene Bühne, keine Proben)
  • Das Erfinden von Musik wird als theatrale Performance präsentiert.
  • Keine !OHO!kann in derselben Form zweimal erklingen (Einmaligkeitscharakter)
  • Ich dirigiere und leite an, alle Erläuterungen gehören zur Aufführung

1) Offhandopera im Exploratorium Berlin. Video © Birgit Ramsauer

Improvisation=Erfinden aus dem Spielen, Unvorhersehbarkeit kommender Strukturen, dichte Konzentration auf den Moment.

Momente Wolken Splitter. Hugo Ball, Chorpassage, Musikuniversität Wien.

Wie wird das Erfinden von Musik auf die Bühne gebracht, wie sind die MusikerInnen organisiert?

Was sieht man als Musiker und als Zuschauer? Wie kommen die MusikerInnen zusammen, sind sie engagiert oder speziell ausgewählt ?

2) Momente Wolken Splitter. Hugo Ball, Chorpassage, Musikuniversität Wien. (Video)

Setting der OHO!
In Ausschnitt sieht man: Die Musikerinnen (in diesem Fall Studierende der MDW Wien) sind adhoc zusammengekommen. Dirigent gibt Erläuterungen, und lenkt das Geschehen mit Wort und Gesten.

Die Musiker sind in Instrumentengruppen eingeteilt. Die Solisten kommen aus dem Chor.

Man sieht das Libretto.

Was hat es mit dem Libretto auf sich?

Das Libretto gibt Abläufe/Szene vor, aber keine musikalischen Inhalte und Strukturen.

Ich fertige einrichtungen und Collagen von eigenen Texten und Texten verschiedener AutorInnen.

Musikbeispiel: aus Momente Wolken Solo, Musikuniversität Wien

5) Musikbeispiel: aus Momente Wolken Solo Musikuniversität Wien (Video)

!OHO! „Auf dem Lande“ Universität Oldenburg 2016, Symposium „Kinderbücher vertonen“

Die Rolle des Dirigenten

Erklärung seiner Arbeitsweise:
Leitung durch Hand-Zeichen: einige vereinbarte, viel freie Gestik aus dem Moment. Keine feste Vor-Stellung eines Ergebnisses, sondern Emergenz basiert (=unvorhersehbares Auftauchen) :

  • in Resonanz zu Mitspielern
  • Impulse aus dem musikalischen Geschehen aufgreifen
  • musikalische Spannung halten („Klänge mit Händen greifen“)

Leitung durch verbale Anweisungen, manchmal auch Probencharakter.

 6) !OHO! Auf dem Lande, Universität Oldenburg 2016, Symposium Kinderbücher vertonen (Video)

Das geschieht alles aus dem Moment?

!OHO! hat starken adhoc Charakter, dichte Präsenz, die Spieler bilden eine momentane „ästhetische Gemeinschaft“, Menschen werden im Musizieren zur Persona = klingende Menschen, intensives Zuhören, „magische“ Atmosphäre, Liminalität

7) Heures seculaires MA Lied (Audio)

Flexibilität der Besetzung

Jedes Libretto ist an jeweilige Besetzungs-Konstellationen anpassbar, von kleiner Besetzung der Kammeroper bis zur großen Besetzung (Orchester, Solisten, Chor)

9) Tangentialen: Kammer !OHO! mit Klavier (Audio)

Weißraum Privatuniversität Linz Teil 1

Eine !OHO! ist tatsächlich nicht geprobt.

Alles was geschieht, steht und kann nicht verbessert werden?
Die !OHO! kommt aus der Tradition der offenen Bühne.
Situativer Charakter: alles was geschieht, ist das einzige was geschehen kann. Die Vertonung der Texte und die Musik werden hörbar in ihrer unvorhersehbaren Entfaltung, aber es kann Teil einer Oper sein, verschiedene Fassungen einer Szene zu erstellen.

10) Weißraum Privatuniversität Linz Teil 1 (Video)

WeissRaum Berlin

!OHO! war bisher nur konzertant oder gab es Versuche, auch theatral aufzuführen?

Weiterentwicklung der !OHO! 2017-2021: feste Gruppe in Berlin (Offhandopera-Ensemble Berlin), erste Versuche mit Bühnenbild und Video, Reduzierung der Dirigentenfunktion, größere Eigenständigkeit der MusikerInnen in kleineren Formaten,

12) WeissRaum Berlin (Video)

Weißraum Linz

Zukunftspläne?

Modell !OHO! wäre ein Angebot für Chöre, Ensembles, Musiktheater-Ensembles. Sie bildet eine Alternative zur gängigen Arbeitsweise und Opernformen: statt Komponist/Komposition-Probenarbeit-Aufführung werden die Musiker selbst zu kreativen ProduzentInnen.
Die Arbeitsweise ist kollektive Kreation; keine Wiederholung möglich (Einmaligkeit), Intensität durch die Präsenz des Erfindens (Überschreitung, Liminalität), Wirklichkeitserlebnis statt Hochleistungsästhetik.

Pläne: Ich würde gerne mit bestehenden Opern- oder Instrumental-Ensembles weitere !OHO!s erstellen und an der Fähigkeit zur Entwicklung des speziellen adhoc-Charakters arbeiten.

Wo passt das Format hin: Rand-Format bei Festivals oder neben einem offiziellen Programm (Beispiel deutsche Oper Berlin: Tischlerei-Formate)

13) Weißraum Linz (Video)